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"Es ist einfach Unsinn, dass es zu wenig Geld gibt", sagt Birger Priddat, Wirtschaftsprofessor aus Witten/Herdecke, ruhig und bedacht: "Geld? Geld ist genügend da. Aber die Gelegenheit, es unkonventionell anzulegen, die ist selten."

Wie denn? Unkonventionell?

"Ja, unkonventionell", sagt Priddat, "sonst bringt es ja nix."

Der Professor beschreibt die Lage: Es gibt immer und überall Zauderer und Zitterer, die auf ihrem Geld sitzen. Krise und Konjunkturschwäche lassen die Leute besonders vorsichtig werden, und wenn es zu arg kommt, die Visionen, das Unkonventionelle, mit dem sich was extra verdienen lässt, allzu dünn gesät sind, dann klammern die Leute umso mehr. "Die meisten verzichten dann völlig darauf, Gewinne mitzunehmen." Fatal? Muss nicht sein, sagt Priddat, denn das bedeutet für alle mit Visionen auch: "Das Geld wartet auf uns, es ist in Wartestellung."

"Die meisten Leute geben ihr Geld konventionell aus - für Essen, ein Dach überm Kopf, Reisen, ein Auto, Konsum eben. Und Konventionalität bestimmt auch Investitionen." Eine Investition ist aber etwas anderes als Konsum. Denn erstens: Beim Investitionsakt kann das ganze schöne Geld verschlissen werden. Und zweitens: Ich gebe das Geld jemand anderem, und dem muss ich vertrauen. Ich leihe mir als Investor die Vision des anderen - der eine hat das Geld, der andere die Idee.

Das also ist, nochmals in Kürze, die Formel für den Wechselkurs: neues Kapital = Vertrauen x Vision. Für die meisten, die heute Geld haben, ist das Resultat der Gleichung eine Fremdwährung. Vertrauen ist kein Blindflug. Es baut auf Wissen und Erfahrung ebenso wie auf die Einsicht, dass zu ihm auch ein Quäntchen Risiko gehört. Wo die Summe des Vertrauens null ist, lässt sich keine Vision multiplizieren.
 

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